1. Definition
Logistik 4.0 beschreibt die Auswirkungen von Industrie 4.0 auf die Logistik (reaktive Sicht) und die Mitgestaltung und Unterstützung von Industrie 4.0 durch die funktions- und unternehmensübergreifende Koordinationsfunktion der Logistik (aktive Sicht).
Logistik 4.0 ist die Vernetzung und Verzahnung von Prozessen, Objekten, Lieferkettenpartnern (Lieferanten, Herstellern, Großhändlern, Einzelhändlern und Logistikdienstleistern) und Kunden durch Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) mit dezentralen Entscheidungsstrukturen, um Effizienz (z. B. durch Transparenz, Automatisierung, Prozessgeschwindigkeit, Fehlerreduktion und Bündelung) und Effektivität (z. B. durch Flexibilität und individualisierte Dienstleistungen, Prozesse und Produkte) zu erhöhen.
Logistik 4.0 kann die Mitglieder einer Wertschöpfungskette (vertikal) und mehrere Wertschöpfungsketten zu einem Wertschöpfungsnetzwerk (horizontal) integrieren. Dafür sind v.a. durch Verträge abgesichertes Vertrauen und Transparenz notwendig.
Industrie 4.0 betrachtet die Integration industrieller Produktion, Logistik 4.0 die Integration von Prozessen mit IKT. Im Englischen wird von „Digital Logistics“ gesprochen.
2. Technologische Grundlagen
Grundlage von Logistik 4.0 sind Prozesse und Objekte, die sich selbst steuern und organisieren z. B. mithilfe von Global Positioning System (GPS) zur Lokalisation, Barcode, DataMatrix, Radiofrequenzidentifikation (RFID) und Sensoren zur Identifikation, Electronic Data Interchange (EDI), Internet, und Telematik zum elektronischen Datenaustausch, On-Premise und Cloudbasierte Rechnerarchitekturen (Cloud-Computing) sowie Algorithmen und Applikationen. Diese sich selbststeuernden Objekte und Prozesse werden als „smart“ oder „intelligent“ bezeichnet. Sie kommunizieren miteinander, lernen voneinander, treffen Entscheidungen, überwachen und melden Umgebungszustände (z.B. Temperatur, Zeit, Ort, Geschwindigkeit, Beladung und Vorgänge) und steuern Logistikprozesse (z.B. den Transport zum Ziel). Logistik 4.0 bildet die Grundlage für ein ganzheitliches Digital-Supply-Chain-Management.
Beispiele sind in der folgenden Abbildung in den drei Hauptphasen der Logistik (Beschaffungs-, Produktions- und Distributionslogistik) sowie der jede Hauptphase unterstützenden Lager-, Transport- und Informationslogistik dargestellt.